TrickReich
Das Thema der Bachelorthesis war die Konzeption und Planung einer Ausstellung zur Geschichte und Technik des Zeichentricks. Es ist ein interaktiver Rundgang entstanden, bei dem man spielerisch die einzelnen Schritte des Filmprozess erleben und seinen eigenen Film entwickeln kann. Farbig passende Infotafeln zu den jeweiligen Stationen vermitteln zusätzliche Informationen.

Betritt man das TrickReich erwartet einen ein großer, offener Raum mit bunt gestalteten Themenstationen rund um die Geschichte und Technik des Zeichentricks. Während es sich bei dem Gebäude äußerlich um eine alte Scheune handelt, bekommt man im Inneren durch eine komplette Sanierung und Abbruch der oberen Stockwerke einen komplett neuen Raumeindruck.

Schon auf den ersten Blick fällt die besondere Gestaltung der Tische und Infotafeln auf, die sich am gemeinsamen Designkonzept der Ausstellung orientieren: Schichtungen verschiedener Ebenen auf verschiedene Weisen. Dieses ist inspiriert von der Entstehungsweise eines Zeichentrickfilms selbst, nämlich das Übereinanderlegen einzelner Folien, um die typische Bewegung zu erzeugen und zum Beispiel Hintergründe unabhängig der Charaktere einfügen zu können.

Im Grundriss kann man erkennen, dass die Thementische gleichmäßig über den Raum verteilt stehen und sich farblich deutlich voneinander abgrenzen. Insgesamt befinden sich in der Ausstellung fünf reine Stationstische, deren Position sich räumlich an den Stahlbetonstützen orientiert. Links sieht man den anders förmigen grauen Tisch, wobei es sich um den Tresen handelt, sowie rechts den roten Bereich, an dem die Besucher:innen ihren Film - im Gegensatz zu den restlichen Stationen - nicht weiterentwickeln können. Diese Unterschiede in der Nutzung sollen durch die veränderten Formen vermittelt werden.

Um dieses Thema weiter zu verfolgen, wurden die möglichen Arten der Transparenzen erkundet und für die beweglichen Infotafeln entlang der Wände eine Kombination aus Streckmetallplatten und bedrucktem Acrylglas gewählt. Hierbei symbolisiert das dunkle Metall die typischen harten Konturen des frühen Zeichentricks, während das farbige Acrylglas die vielen Varianten in der Farbgestaltung repräsentiert. Immer zwei Infotafeln hängen zusammen und sie können über ein Zugsystem in ihrer Mitte auf und ab bewegt werden.

Betrachtet man die regulären Stationstische genauer, ist ersichtlich, dass sie alle nach dem gleichen Muster aufgebaut sind. Um die Schichtung der Zeichentrick-Folien, die sich in den Infotafeln bereits widerspiegelt, im Raum zu zeigen, wurde diese plastische Stapelung entwickelt. Jeder Tisch besteht dementsprechend aus einem Grundgerüst mit angeschraubten Boxen für die Schicht-Optik. Äußerlich sind sie in vier Stapelblöcke unterteilt, die sich in ihren Dimensionen an klassischen DIN-Papierformaten orientieren, um auch hier den Gedanken an geschichtete Folien nicht zu vernachlässigen. Die Schichten sind leicht versetzt angeordnet, stehen aber nicht zu stark heraus, damit sie ein möglichst geringes Sicherheitsrisiko darstellen. Jedem Unterthema der Filmentstehung wurde eine Farbe zugeteilt, die man sowohl im Acrylglas als auch der HPL-Beschichtung der Tische findet. Um den hohen Raumeindruck aufzugreifen, ist die jeweilige Farbe nur in der unteren Schicht der Station in voller Sättigung zu sehen und verblasst nach oben hin bis die oberste Schicht schließlich komplett weiß ist - wie eine Hintergrundfolie, auf die weitere Charaktere und Bildelemente eines Films gestapelt werden. Ein weißer Sockel unter jedem Stationstisch verstärkt die schwebende Illusion und lässt die großen Blöcke leichter wirken.

Auf der interaktiven Ebenen beinhaltet jede Station eine individuelle Kombination aus Bildschirmen, um seinen eigenen Film zu entwickeln, und Hands-On Spiele in digital und analog. An den mittigen Stellen der Stationstische, die von keiner Seite aus erreichbar sind, werden größere Originalexponate ausgestellt, kleinere Exponate findet man zudem in Schubladen, die in die unteren Schichten der Tischblöcke eingelassen sind.

Besucht man die Ausstellung nach der vorgeschlagenen Reihenfolge startet man an der Station „Idee & Story“. Diese befindet sich direkt gegenüber des Tresens, um die Besucher:innen instinktiv dorthin zu lenken.

Der Besuch im Museum beginnt am Tresen links vom Haupteingang, wo Tickets und später der fertige Film gekauft werden können. Hier wird nach dem Ticketkauf erklärt, dass man die Ausstellung sowohl in einer bestimmten Reihenfolge begehen kann, als auch willkürlich die Tische besuchen. Wenn man den eigenen Film entwickeln will, erhält man nach dem Ticketkauf ein Chip-Armband, mit dem man sich an den Stationstischen einloggen kann und auf dem der Fortschritt gespeichert wird.

Am Bildschirm loggt man sich mit dem Chip-Armband durch NFC-Technik ein und wird mit einer entwickelten Story an die nächste Station geleitet. Dadurch muss die Reihenfolge der Themen vorher nicht erklärt werden.

Bei der Station „Bild“ probiert man Dinge wie Tusche auf Folie, Hintergründe und die Kombination verschiedener Ebenen aus.

An der „Animations“-Station liegt der Fokus darauf die vorher erstellten Bilder sinnvoll in Bewegung zu bringen.

Mit den animierten Szenen kann an der „Ton“-Station ausprobiert werden, welche Geräusche, Dialoge und Musik dazu passen. Der analoge Teil dieses Themas zeigt faszinierende Möglichkeiten, wie Film-Ton erzeugt werden kann.

„Schnitt“ ist die offiziell letzte Station, an der händisch wie früher oder digital die einzelnen Szenen zusammengebracht werden. Nach Beenden des eigenen Films zeigt der Bildschirm hier keine neue Station an, sondern wie man den Film am Tresen erwerben kann.

Ohne den Ablauf zu stören kann man nun einen Abstecher in die Geschichte des Bewegtbilds machen und alte Technik testen.

Über jeder Station sowie dem Tresen befindet sich eine Stromschiene mit Strahlern, die unauffällig weiß gehalten und hoch über den Köpfen der Besucher:innen angebracht sind, um den weiten Raumeindruck im Luftraum nicht zu stören.

Die neu eingelassenen Dachflächenfenster sind mit (teils farbiger) Diffusionsfolie abgedeckt für gleichmäßiges Licht unabhängig vom Wetter und subtiler Markierung der Station darunter.